24 April 2012

"Der Tag, an dem das Erdbeben kam"

Kolumne 3 - C.H.

Sosúa , Casa Goethe, 12. Januar 2010, 16.53 Uhr. Ein Tisch, eine Tafel und zwei Stühle. Darauf sitzen meine haitianische Schülerin und ich. Plötzlich gleiten wir auf unsren Stühlen, wie von einer geheimen magischen Kraft gezogen,

etwa einen halben Meter vom Tisch weg. 

Wir mussten beide lachen. Wer trieb da seinen Schabernack mit uns? 

Schulleiterin und Sekretärin kamen schnell herbei und wir stellten uns auf die Eingangsschwelle; wir trauten uns die Treppe zum Garten nicht hinunter. Nichts weiter passierte. Abgehakt. Der Unterricht geht weiter. 
Eine Stunde später zuhause frage ich meine Frau, ob und wie sie das Beben erlebt habe. Ja, das Poolwasser setzte sich plötzlich in Bewegung und schwappte wie von Geisterhand über, erinnerte sie sich; sonst nichts. 
Mein Rundgang durchs und ums Haus herum ergab einen normalen Befund: nirgendwo gab es Putzrisse, kein Ziegel war vom Dach gefallen.

Sie fragen sich, warum die Kolumne sich mit dem Thema Erdbeben beschäftigt? 
Es liegt ja schließlich kein Jahrestag vor. Aber der Tatsache, dass dom-rep-live seit Januar sage und schreibe 20mal über das Thema informiert hat und sich dieses in der Hitliste ganz weit oben hält, sind Sie sich bewusst, nicht wahr? 
20 Meldungen und 17 Kommentare trieben Redaktion und Leserschaft um. Grund genug also für eine Kolumne. Aber eignet sich das Thema für diese Textform? 

Sie haben Recht. Für eine Kolumne ist das Thema zu ernst. 

Drum nennen wir das heute mal Ratschlag. Ich möchte Ihnen nur ein paar einfache Tipps geben. 
Die Problematik Tsunami vor Nagua, Brechen der Staudämme und Zerstörungen von Schulen, öfftl. Einrichtungen und Infrastruktur lassen wir hier weg. Das können wir eh nicht beeinflussen. Übrigens, das seismologische Institut in Sto. Domingo teilt mit, dass die Zahl der Erdbeben und deren Intensität nicht außergewöhnlich seien für die Region.
 Es müsse ständig mit Beben der Stärke 5 bis 6 Grad auf der Richterskala auf Hispaniola, gerechnet werden.
Die Enriquillo-Spalte (nördlich der Nordküste) und die Mona-Passage (zw. Samana und Puerto Rico) bergen die seismische Aktivität in sich, die jederzeit intensiver werden kann. Ein anderes Problem liegt in der fehlenden Vorbereitung der Bevölkerung. Hier können wir nur in unserem Bekanntenkreis für Aufklärung sorgen; das Wichtigste müssen die dominikanischen Behörden tun.

Und hier nun ein paar Tipps, die jeder von uns beherzigen kann:

Benzintank und häusliche Zisterne häufiger füllen und Ersatzgasflaschen/ Wasserflaschenvorrat besorgen, Feuerlöscher beschaffen, Vorratshaltung für 2 Wochen, Kerzen, Transistorradio zulegen. Geladene Ersatzakkus für alles bereithalten. Wichtige Dokumente an einem sicheren Ort deponieren. Das Haus, in dem Sie wohnen, sollte aus Stahl und Stahlbeton bestehen und ausreichend gegründet sein. Suchen Sie nach (u.U. geflickten) Rissen bei Kauf oder Mieten und nehmen Sie im Fall des Falles Abstand von Ihrem Vorhaben.

Ansonsten klammern Sie sich an die optimistische These, dass mehrere kleine Beben das Großereignis verhindern können. Und falls Sie selbst Glück im Unglück hatten, helfen Sie anderswo.

Welche Auswirkungen das Großbeben in Haiti auch auf Sosúa hatte, lesen Sie in der Schmökerecke.

Ihr Christian Hugo
www.christianhugo.com

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