26 Juli 2013

Hilflos, ratlos und ignorant: Höhere Jugendstrafen sollen Kriminalität reduzieren!

Opinon T.M.

In dieser Woche verabschiedete das Parlament in der Dominikanischen Republik Gesetzesentwürfe zur Verschärfung des Jugendstrafrechts.


Welch ein Trugschluss und welch eine Ignoranz gegenüber der verheerenden Situation der dominikanischen Jugend müssen Politiker haben, damit sie annehmen, dass höhere Strafen vor dem Verüben von Straftaten schützen.
 Das Gegenteil ist die Regel: Höhere Strafen kriminalisieren die Jugendlichen und sie werden mit noch brutaleren Mitteln vorgehen, um nicht gefangen und bestraft zu werden. Allemal die Bestechungspreise für Polizei und Justiz werden steigen, somit dort für Mehreinnahmen sorgen. 

Jugendkriminalität kann nur mit einer Verbesserung der Perspektiven für junge Menschen reduziert werden. 

Solange ein Drittel der Jugendlichen arbeitslos sind, solange das allgemeine Bildungsniveau auf einem der niedrigsten Stände der Region liegt und solange man mit ehrlicher Handwerksarbeit kaum mehr überleben kann, solange wird sich die Jugendkriminalität nicht reduzieren lassen. 
Solange Straftäter gefangen und gleich wieder freigelassen werden, solange Mörder und Drogenhändler die Justiz kaufen können, solange Justiz und Polizei mit dem organisierten Verbrechen ungestraft kooperiert und solange Polizei und Justiz nicht verlässlich sind, solange wird sich die Kriminalität nicht reduzieren lassen.

Auf der einen Seite möchte man immer mehr Haftanstalten mit modernen Wiedereingliederungsprogrammen und offenem Vollzug ausstatten, auf der anderen Seite kriminalisiert man die Jugend durch höhere Haftstrafen. 
Wieder einmal ein Beispiel für die Rückständigkeit der dominikanischen Gesellschaft, deren Politiker es scheinbar nicht für nötig halten, den Rat internationaler Experten anzunehmen, denn sie alleine wissen alles besser. 
Man könnte auch vermuten, dass die Herren und Damen, die wie die Made im Speck leben, kein Interesse haben, die Situation zu verändern, weil es ihnen ja sehr gut geht und sie an den Quellen sitzen, die ihren Wohlstand sichern. 

Immerhin gab es im Parlament 9 Stimmen gegen die Gesetzesänderung, jedoch 109 Abgeordnete waren linientreu, wie es von ihnen erwartet wurde.

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