Kolume P.M.
„Die Dominikanische Republik betreibt eine Politik der Apartheid“, diese und ähnliche Vorwürfe werden immer lauter, nachdem das Verfassungsgericht sein Urteil über die Kinder von illegalen Einwanderern aussprach.
Demnach könnten bis zu 250.000 Kinder von haitianischen Auswanderern, die in der Dominikanischen Republik geboren wurden, staatenlos werden.
Die Auswirkungen des Urteils vom 23. September durch das Verfassungsgericht der Dominikanischen Republik sind dramatisch und führen zu einer immer härteren Kritik am Karibikstaat und an seiner Regierung.
Unter anderem kritisierten die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Amnesty International sowie die Regierungen der Inseln Trinidad & Tobago, Guyana, St. Vincent und der Grenadinen das Urteil des Verfassungsgerichtes und verurteilen es als eine Verletzung der Menschenrechte.
Hinter diesem Urteil stecke mehr als nur der Versuch, die Flut illegaler Zuwanderung aus Haiti in das Nachbarland Dom-Rep zu stoppen, so die Kritiker.
Es sei ein weiterer Beweis einer menschenverachtenden Politik und einer ebensolchen gesellschaftlichen Einstellung gegen Haitianerinnen und Haitianer.
Als Billiglohnkräfte für Drecksarbeit sind sie wie Sklaven gehalten willkommen, aber als Menschen werden sie verachtet.
Dies spiegelt sich auch in den offiziellen Reaktionen der dominikanischen Politiker wider. Es wird dabei von Einmischung in die Entscheidungen eines souveränen Staates gesprochen und der Versuch unternommen, die Auswirkungen zu beschönigen.
Nun werden auch immer mehr „Negativschlagzeilen“ und Statistiken über Haitianer in der Dominikanischen Republik in den Medien des Landes publiziert. So klagen Krankenhäuser über Unkosten, die durch Haitianerinnen und Haitianer in der Notversorgung und bei Geburten verursacht würden, und vom dominikanischen Steuerzahler getragen werden müssten.
Ja, sogar Kriminalstatistiken werden vorgetragen, die behaupten, dass Haitianer an der Mehrheit der Verbrechen beteiligt seien.
Regelmäßige Razzien und die menschenunwürdige, gegen internationale Rechte verstoßende Art und Weise der Abschiebung von Haitianern aus der Dom-Rep unterstreichen die fürchterliche Menschenrechtslage im Land.
Da das gesprochene Urteil auf Fälle aus dem Jahr 1929 zurückgeht, werden rund 250.000 Personen zu Staatenlosen degradiert.
Darunter sind rund 83 Prozent Haitianer, aber auch Menschen, deren Ursprung in anderen Nationen lag. Das aktuelle Urteil betrifft ganze vier Generationen, bis einschließlich Menschen, die heute 84 Jahre alt sind.
Es sind Dominikanerinnen und Dominikaner, die über Jahrzehnte in diesem Land lebten, denen jedoch nun vorgeworfen wird, dass ihre Eltern damals illegal aus Haiti oder anderen Nationen ins Land kamen.
Dieses Urteil legitimiert die Verfolgung der Dominikaner haitianischer Abstammung, die dadurch sozial und rechtlich zulässig wird.
Was ist der Zweck dieser Entwürdigung eines Volkes, das ohnehin über Jahrzehnte überwiegend in Knechtschaft und als Menschen Dritter Klasse nur als „Mittel zum Zweck“ geduldet wurde?
Wie sagte die verstorbene dominikanisch-haitianische Menschenrechtlerin Sonia Pierre einst: " Meine Gemeinde, die Gemeinschaft der Haitianer und Dominikaner haitianischer Abstammung, ist die ärmste und schwächste Gruppe der Gesellschaft, vorbehaltlich der grausamen Verweigerung ihrer Rechte "
Der Widerstand gegen das Urteil wächst nicht nur auf politischer Ebene. Tausende begleiten Protestaktionen gegen dieses menschenfeindliche Urteil des Verfassungsgerichtes.
Eine Gruppe von Frauen aus verschiedenen lateinamerikanischen Nationen drückte ihren Protest auf der 12. Regionalkonferenz der Frauen in Lateinamerika und der Karibik aus, indem sie alle gemeinsam aufstanden und dem dominikanischen Staatspräsidenten Danilo Medina zuriefen: "Wir alle sind Haiti. "
Angesichts der groben Verletzung der Menschenrechte, welche dieses Urteil darstellt, muss man hoffen, dass dem Widerstand gegen das Urteil genug Unterstützung zukommt und die internationalen Rechte der Menschen auch im Urlaubsparadies Dominikanische Republik für jeden gelten, ohne Ausnahme und Unterscheidung.

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