29 August 2014

Leidenschaftlicher Einsatz für den Urwald

Sankt Augustin.

Gemeinsam mit Firmen unterstützt die Sankt Augustiner Entwicklungshilfe- und Klimaschutzorganisation Ecoselva den Aufbau eines Wissensmanagement-Systems für Hilfsorganisationen in der Dominikanischen Republik. Von Kevin Breu.

„Früher halfen wir peruanischen Kleinbauern, Waldflächen zu roden, um Kaffee anbauen zu können; heute helfen wir Ihnen, die abgeholzten Flächen wieder aufzuforsten“, erzählt Heiner Stienhans aus Sankt Augustin, technischer Leiter bei der Welthungerhilfe in Bonn, von seinem über vierzigjährigen Engagement für die Entwicklungshilfe in Lateinamerika.

Seitdem er als freiwilliger Entwicklungshelfer in den 1970er Jahren über den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) nach Peru entsandt wurde, ließ ihn das Bedürfnis, sich für Natur, Umwelt und Mensch zu engagieren, nicht mehr los. Mittlerweile leitet er seit 2008 ehrenamtlich den in Sankt Augustin ansässigen spendenfinanzierten Verein Ecoselva – zu Deutsch „Öko-Urwald“.

Dessen Hauptaufgabe besteht darin, die Wiederaufforstung von Regenwäldern und die Förderung sozialverträglicher, ökologischer Landwirtschaft vor Ort voranzutreiben. Aufgrund seiner mehr als vierzigjährigen Erfahrung kann Stienhans einen merklichen Wandel im Ansatz der Entwicklungshilfe feststellen. „Früher wurden Projekte zur Förderung der Kleinbauern ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt durchgeführt; heute versuchen wir, beides in Einklang zu bringen.“

Hierzu kooperiert Ecoselva mit der gleichnamigen peruanischen Entwicklungshilfeorganisation, die im Dialog mit einheimischen Kaffeebauern steht, diese in Umwelt- und Naturschutzfragen berät und bei der Vermarktung ihrer Erzeugnisse als Fairtrade- und Bioprodukte unterstützt. „So suchen Entwicklungshelfer und Bauern gemeinsam unter anderem nach geeigneten Alternativen für die bislang praktizierte Brandrodung zur Gewinnung von Ackerflächen.“

Einen wesentlichen Beitrag zu dieser Arbeit leistet Ecoselva in Sankt Augustin, indem der Verein jährlich freiwillige Helfer nach Peru und seit 2013 auch in die Dominikanische Republik entsendet. Zusammen mit Entwicklungshelfern vor Ort betreiben sie im Wesentlichen Aufklärungs- und Bildungsarbeit in den Dörfern. Hierzu zählt auch die Vermittlung von Medienkompetenzen an die Bauern, die über Computer und Internetzugang verfügen und die nun lernen, diese für den Wissensaustausch mit anderen zu nutzen. „Die Freiwilligen gehen zum Beispiel in die Dörfer, die mit neuen technischen Geräten – wie etwa Beamern – ausgestattet wurden und veranstalten Bildpräsentationen. Auf diese Weise können sie die klassische Bildungsarbeit mit der Vermittlung von Medienkompetenzen verbinden“, berichtet Stienhans, der die Devise „Hilfe zur Selbsthilfe“ vertritt.

Oftmals mangelt es nämlich nicht am nötigen Wissen der einheimischen Bauern und Hilfsorganisationen, sondern an deren Vernetzung. Vor diesem Hintergrund brachte Ecoselva im vorigen Jahr auch in Zusammenarbeit mit der Bonner IT-Firma Synalis und Microsoft den Aufbau eines Wissensvermittlungssystems für dominikanische Hilfsorganisationen auf den Weg, mit dem die freiwilligen Helfer während ihres Auslandsaufenthaltes kooperieren.

Seit seinem Bestehen 2008 entsandte der Sankt Augustiner Verein schon mehr als 100 freiwillige Helfer nach Peru und in die Dominikanische Republik, darunter neben vielen Abiturienten auch Studierende und Bachelor-Absolventen, die sich über einschlägige Auslandserfahrungen hinaus berufliche Orientierung versprechen. Dieses Jahr sind dem Angebot wieder 24 Freiwillige gefolgt. Grundsätzlich richtet sich das Programm, das im Rahmen des staatlich geförderten Projekts „Weltwärts“ durchgeführt wird, an alle 18- bis 28-jährige, die Interesse an natur-, umwelt- und sozialpolitischen Themen haben und Bereitschaft zu sozialem Engagement mitbringen.


Entlohnt werden sie mit einmaligen Erlebnissen, wie der 62-jährige Vorsitzende des Vereins nur allzu gut weiß. Stienhans: „Für mich waren meine Erfahrungen als Entwicklungshelfer für den Deutschen Entwicklungsdienst in Peru wegweisend. Deshalb halte ich es für wichtig, dass auch heutzutage junge Menschen an derartigen Projekten teilnehmen können und dazu ermuntert werden, sich für Natur, Umwelt und Gesellschaft einzusetzen.“

Quelle: http://www.rundschau-online.de

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