12 Januar 2015

Heute vor fünf Jahren war das schwere Erdbeben in Haiti

Haiti.

Das schwere verheerende Erdbeben in Haiti 2010 hat Millionen Menschen obdachlos gemacht. Nur mühsam gelingt es den Menschen, wieder Fuß zu fassen. Der Wiederaufbau verläuft sehr ungleich – und politisch befindet sich das Land in einer Sackgasse.

Am 12. Januar 2010 ist Haiti von einem Erdbeben der Stärke 7,0 erschüttert worden. Bis zu 316.000 Menschen starben, rund 300.000 Menschen wurden verletzt, zwei Millionen wurden obdachlos. Auch fünf Jahre nach der Katastrophe erholt sich das Land nur langsam. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, bei den Hilfen für das verarmte Land nicht nachzulassen.

Nach der Katastrophe lebten 1,5 Millionen Menschen in Notunterkünften, meist in provisorischen Zeltlagern. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International verharren in dem Karibikstaat noch immer rund 85.000 Menschen in rund 120 provisorischen Notunterkünften. Die Bedingungen dort sind menschenunwürdig. Rund ein Drittel der Betroffenen haben keine Toilette. Schon vor dem Erdbeben war Haiti eines der ärmsten Länder der Welt.

Der Großteil der Menschen lebte in Häusern aus Lehm und minderwertigen Baustoffen, die bei dem schweren Erdbeben im Januar innerhalb von Sekunden einstürzten. Die mangelnde Infrastruktur erschwerte die Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten. Im Oktober 2010 kam es zum Ausbruch einer Cholera-Epidemie, die bis heute anhält. 2012 traf außerdem der Hurrikan Sandy den Inselstaat und zerstörte viele Teile des Landes erneut.

Für die US-Hilfsorganisation USAID „überwiegen die Erfolge die Rückschläge“. Etwas differenzierter sieht das Michel Briand, der Pfarrer, der für Icare und den angrenzenden Stadtteil Fort National zuständig ist. „Das kommt auf die Perspektive an“, sagt er schmunzelnd. Denn was inzwischen wieder steht, sind Ministerien – finanziert von befreundeten Staaten wie Taiwan und Venezuela – und Luxushotels, die von privaten Investoren errichtet wurden und mit UN- und Hilfspersonal gute Geschäfte machen. Die Energieengpässe sind dank venezolanischer Öllieferungen und Heizkraftwerken weniger geworden. Die Ausfallstraßen wurden verbreitert, Plätze verschönert. Investitionen flossen in den Tourismus und die Fertigungsindustrie, vor allem im Textilbereich, und schufen Arbeitsplätze, wenngleich viel zu wenige und viel zu prekäre. Port-au-Prince wirkt heute moderner. Auch in der Landwirtschaft brachten Hilfsprogramme Fortschritte.

Die Regierung des rechtsnationalen Präsidenten Michel Martelly baute Schulen – inzwischen gehen 88 Prozent der Kinder zur Schule – und modernisierte Krankenhäuser, bevor sie in innenpolitischen Querelen aufgerieben wurde. Momentan steckt das Land mal wieder in einer seiner politischen Sackgassen. Weil sich Regierung, Parlament und Wahlrat nicht einigen konnten, wurden die längst fälligen Parlamentswahlen nie anberaumt. Die Macht zwischen den vielen Clans neu aufzuteilen, ist jedes Mal ein Schlachtfest. Ab dem 12. Januar wird es kein beschlussfähiges Parlament mehr geben; seit Wochen macht die Opposition deshalb mobil. Und das bedeutet in Haiti gewalttätige Straßenproteste, von denen sich insbesondere der linke Expräsident Jean-Bertrand Aristide Aufwind erhofft.

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