22 November 2012

Es tut sich was in der Region Puerto Plata, oder?

Kolumne C.H.

Man nehme die erfolgreiche dominikanische Unternehmerfamilie Brugal, die bekanntlich gutes Geld beim Verkauf der Anteilsmehrheit ihrer Rumproduktion an die schottischen Whiskyproduzenten der Edrington Group gemacht hat, und man nehme den engagierten, unverbrauchten (und naiven?) Staatspräsidenten Danilo Medina, der allen Behörden die Zeit der Prüfung für bürokratische Genehmigungen um ca. ein Jahr auf nur noch vier Monate verkürzt hat, und schon wacht Dornröschen an der Nordküste wieder auf.

Der amerikanische Botschafter Raúl Yzaguirre hat gestern in einer langen Ansprache den Rückgang ausländischer Investitionen aufgezeigt. 
Ursache sei die Korruption und nichts als die Korruption. Was anderes als Investitionen seitens der dominikanischen Oberschicht bleiben diesem Land folglich? 
Nachdem sich einige diese Woche Pro Steuerreform erklärt haben, wäre es geradezu delikat herauszufinden, ob dominikanische Investoren in ihrem eigenen Land etwa keiner Korruption ausgesetzt sind. Oder ist das bei den projizierten Investitionssummen von 40 Mio. Euro für die beiden Playa Dorada Projekte „Riviera Azul“ bzw. von 50 Mio Euro für „Blue Jack Tar“ schon einkalkuliert?

Man wüsste ja nur zu gern, wie die dominikanischen Großunternehmer denken, beispielsweise über die seitens der Öffentlichkeit massiv geforderte, rücksichtslose Aufklärung über das Zustandekommen der Bauaufträge für Félix Bautista, den Parvenü und Schützling von Ex-Präsident Fernandez.
Hierbei geht der verantwortliche Generalstaatsanwalt, Dominguez Brito nur sehr zögerlich vor. Auch Danilo selbst hat bei der Übernahme der Ministerien nur hier und da Köpfe rollen lassen.

Aber freuen wir uns über die bevorstehenden Investitionen, auch in Maimón durch die Carnival Cruise, in Playa Grande durch die Aman Resorts und über das Brain Storming der „Köpfe“ Roberto Casoni, Präsident der Hoteliervereinigung der Playa Dorada, Mairení Bournigal vom Entwicklungsbeirat der Provinz Puerto Plata. 
Da taucht dann auch wieder der Ladenhüter-Wunsch eines Ausbaus der Carretera 5 zwischen Puerto Plata und Navarrete auf. Schön so, aber Papier ist geduldig!

Und hier ein paar Leckerbissen für die Optimisten unter uns, zu denen ich mich hier und da gerne zählen möchte: eine wöchentlich in Playa Dorada stattfindende Fiesta, auch für die Puertoplatenser. 
Eine Fußgängerzone im Zentrum Puerto Platas, wo die Touristen wenig um Leib und Seele fürchten müssen - die paar Taschendiebe stecken wir locker weg! 
Ein Themenpark im Hafen von Maimón für die nicht reisewilligen Kreuzfahrt´ler. Touren zu 50 Destinationen, u.a. weit entfernte, bis nach Salcedo ins Museum Mirabal oder nach San Francisco ins Kakaomuseum. Nebenbei ist die Erweiterung des Flughafens G. Luperón in Planung: Kapazitätserweiterung für größere und mehr Flieger, die jährlich statt der bislang 300 Tsd 1,5 Mio Touristen an die Nordküste transportieren sollen. Wohlan denn! Nur zu!

Wieso aber nutzen Brugal et alteri nicht die vorhandenen und brachliegenden Playa Dorada Geschäftszentren? 
Hier die Ortsbeschreibung für die Golfer unter den Lesern: gegenüber der Driving Range und hinter Loch 6? Nein, es muss alles neu und stylisch sein! Schließlich soll der Jet Set sich erholen (darf er ja auch, oder?) So wird man im Projekt shoppen gehen in der Jack Gallery, Jack Sports und Mini; bei Jack Estates und Blue Jack Tar Condos lässt man sich über den Kauf von Immobilien z.B. 12 Villen auf dem Gelände beraten. 
Gut erscheint mir, dass die Blue Jack Tar Leute Abstand nehmen möchten vom All Inclusive Modell. Weniger gut allerdings der Preis für einen Cuba libre, den ich letzte Woche in einer bereits stehenden Bar (bei Loch 7) bezahlen durfte: 220 RD$ (inkl. Steuer und Bedienung). 
Tja, für mich sind die Investitionen ja wohl auch nicht gedacht. Und die entscheidende Frage:

Geht das alles mit Korruption und folglich ohne ausländisches Kapital,
fragt sich Ihr Christian Hugo 
(Autor von Gringolyrik und Gringostorys)

Foto: Occidental Flamenco Puerto Plata

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