06 März 2013

Fercelina und Falco (5.Teil) aus Christian Hugos "Gringostorys"

5. Teil

Die folgende Erzählung ist Christian Hugos Buch "Gringostorys aus der Karibik I " entnommen und wird täglich als Fortsetzungsgeschichte veröffentlicht, exklusiv für unseren Blog.

Alle 10 Erzählungen spielen in der Dominikanischen Republik. Der Band kann im Buchhandel oder bei Amazon bezogen werden. C.H. arbeitet regelmäßig als Lektor und als gelegentlicher Kolumnenschreiber für unseren Blog.

Fercelina und Falco (5.Teil)

Dieses erste Mal würde nicht das letzte Mal sein, dessen war er sich sicher. Er stand in einer Hütte, circa vier auf acht Meter, linker Hand zwei Räume und geradeaus noch einer, alle mit einem Vorhang aus mehrfach geflicktem billigen Stoff abgetrennt. Falco war wohl jetzt im Wohnzimmer, rechts neben der Tür ein runder Tisch, an dem ein älterer Mann mit drei jüngeren Männern Domino spielte. Auf der speckigen Wachsdecke stand ein Kofferradio, die Antenne ausgefahren, aber seltsamerweise war keine Merenguemusik zu hören. Hatte das Gerät den Geist aufgegeben?

„ Das sind mein Papa und drei meiner Brüder“, sagte Fercelina. „Buenas“ sagend reichte Falco allen die Hand. Während ihm die Zähne der Brüder weiß entgegen blitzten, beschied sich Papa damit, ihn mit verkniffenem Mund anzugrinsen. „Und ich bin Falco.“ „Komm, spiel mit!“ luden ihn die Männer ein. Wie geht das denn gleich wieder? Jeder hat das ja mal als Kind gespielt, oder? Bei Erwachsenen sollte man zig Tricks vermuten, nicht wahr? Naja, schaun wir mal, sagte sich Falco und setzte sich zu den Männern. Ist ja ein reines Männerspiel, das konnte man (fast) in der ganzen Republik beobachten, schließlich heißt es ja auch nicht Domina, sondern endete maskulin auf –o…Dieser „Analyse“ möge der Leser den Grad von Falcos derzeitiger Heiterkeit entnehmen bzw. seinen Alkoholpegel!
Eigentlich wäre ja jetzt die Zeit für seine Siesta gekommen, aber ein paar Spielchen, das ginge schon noch, hoffte unser Gringo. Außerdem war „seine“ Fercelina im Raum. Erst fegte und dann wischte sie die Bude. Dabei entging ihm nicht, dass hinter den Vorhängen jeweils ein breites Bett stand, sonst fast nichts. Wichtiger als die Erkenntnis der Armut, die ihn als wohlhabenden Gringo umgab, waren ihm allerdings die Kurven von Fercelina, die er in toto zuvor im Auto nicht wahrnehmen konnte. Und die waren vom Feinsten! Zeit für eine Bestandsaufnahme, dachte er sich nach einer Weile und verabschiedete sich von den Männern. Fercelina reagierte sofort und folgte ihm zum Auto. Dabei hätte er ihr gerne noch einiges gesagt, aber zu mehr als zum Erfragen ihrer Telefonnummer reichten seine Sprachkenntnisse nicht. 
Aber für den Moment sollte das genügen! Sie tauschten ihre Telefonnummern aus, einen „tiefschürfenden“ Abschiedskuss im Auto gab es gratis dazu.

Nach einem Kilometer ging es, bei Meerblick, bergab. Gegen 15 Uhr würde er zu Hause sein. Dann eine ausführliche Siesta und etwas essen. Tja, und dann käme der Abend und die Nacht, die er nun plötzlich gar nicht mehr alleine verbringen wollte. Und während er seine Gefühle zu ordnen versuchte, kamen ihm ab und zu Gedanken an seine Frau in die Quere. (Fortsetzung folgt)

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