15 Februar 2012

Die Bestrafung der Mädchen

Reportage.

Was führt ein Mädchen dazu ihr eigenes Kind zu töten? Warum wird ein Teenager Komplizin einer Vergewaltigung? Was erklärt, dass ein junges Mädchen ihren Freund tötet?



Clara, Rafaela und Virginia, zwischen 14 und 17 Jahre jung, standen jeweils wegen eines dieser Verbrechen vor Gericht und wurden mit Gefängnis bestraft. Schicksale von Mädchen, die eine Unsicherheit und Leere hinterlassen, sowie die Fragen: 

Warum? 
Wo führt das nur hin?

Es war der Nachmittag des 12. März 2009. Clara spürte einen stechenden Bauchschmerz und sagte zu ihrem Mann, dass sie nach draußen geht. Dieses Verhalten war nichts Ungewöhnliches Auf dem Hof, wo sie mit ihrer Familie lebte, fehlen sanitäre Einrichtungen. Die Menschen leben gezwungenermaßen mit und in der Natur. An einem Bach in der Nähe des Hauses wurde dann das ungeborene Leben in ihrem Bauch beendet.
Bis heute weiß niemand weshalb die werdende Mutter das Leben des eigenen ungeborenen Kindes auslöschte. Sie war im 5. Monat schwanger und nach dominikanischem Gesetz beging sie somit eine schwere Straftat. 
Niemand hörte etwas. 
Niemand sah etwas. 
Doch das Blutverschmierte Kind verriet sich selbst, als sie nach Hause kam.

Rafaela war gerade 14 Jahre jung. Am Sonntag, dem 29. Juli 2011, tötete das Mädchen ihren Freund, den 33-jährigen Darius. mit dem sie über 2 Jahre eine Beziehung führte. Niemand weiß genau was passiert ist und weshalb sie diese Tat begangen hatte.
Sicher ist nur, dass das Mädchen den Revolver ihres Freundes aus der Schublade nahm, auf ihn schoss und ihn dadurch tötete.

Virginia ist bereits ein Jahr und 9 Monate in Haft. Ihre Geschichte unterscheidet sich wesentlich von den vorangegangenen. Dieses Mädchen rebelliert gegen das Geschehene, sie nimmt es nicht einfach hin und ergibt sich ihrem Schicksal. Sie wurde beschuldigt am 23. April 2009 Komplizin der Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens aus der Nachbarschaft gewesen zu sein. 
Mit 2 Männern soll Virginia die Nachbarin durch Drogen und Rum gefügig gemacht haben. Sie bestreitet die Tat und behauptet, dass sie Opfer einer Verschwörung sei.

Die 26-jährige Milagros Nunez arbeitet mit den straffällig gewordenen Mädchen und bereitet sie auf die Wiedereingliederung in die Gesellschaft vor.
Früher waren es weniger Fälle von Mädchen, die straffällig wurden. Aber das eigentlich erschreckende ist, die Brutalität der Taten, die erschreckend zugenommen hat. Früher kamen die Mädchen wegen Schlägereien oder kleineren Raubdelikten, aber heute morden und missbrauchen sie oder sie arbeiten im Drogenhandel, sagte die Leiterin der Sozialabteilung. Was ist passiert? 

"Die Eltern leben nicht mehr mit ihren Kindern", klagt die junge Frau. Als ich mit meiner Arbeit für Mädchen anfing kamen vor allem ungebildete Mädchen, aber heute sind es viele mit guter Bildung, erklärte die Sozialarbeiterin. 
Die meisten von ihnen leben mit Großmüttern oder Tanten. Nur wenige leben mit Mama und Papa zusammen. Sie sind Kinder junger Mütter, die aus Angst vor Verletzung durch den Stiefvater, ihre Kinder aus vorangegangenen Beziehungen bei Verwandten lassen. 
Bei Oma haben die Mädchen mehr Freiheit und nur wenig Kontrolle. Ihr Alltag wird draußen auf der Straße von Gewalt und Aggressionen bestimmt. Ihre Straftaten sind meist nicht geplant, sondern ergeben sich aus einer Situation, die sie auch zumeist, wenn sie die Folgen sehen, bereuen.

Eine Gesellschaft ist Geisel ihrer Situation und scheinbar fehlt immer mehr Menschen im Land die Kraft gegen die negativen Einflüsse Stand zu halten und an einem moralischen Leben festzuhalten. 
Ethische Werte verkommen zunehmend und die Mädchen sind eines der schwächsten Glieder der Gesellschaft, die noch immer vom Machotum beherrscht und gegeißelt wird. 
Die Mädchen sind nicht als Straftäter geboren worden, sie wurden von einer immer stärker verkommenden Gesellschaft, die sich im Stehlen, Rauben, Missbrauchen, Betrügen, Saufen, Drogenkonsum und einer unglaublichen Straffreiheit selbst erstickt, zur Selbstjustiz erzogen.

4 Kommentare:

Tom hat gesagt…

Die bittere Wahrheit, sehr gut und treffend dargestellt. Eine Gesellschaft, die immer tiefer absinkt angeführt von ihrer Regierung, die die Armen im Stich lässt und sich die Taschen vollsteckt.

Anonym hat gesagt…

das ist ein weltweites Problem,auch hier im Land nimmt die Gewalt immer mehr zu.
Es ist die soziale Armut

Anonym hat gesagt…

so ein mist habe ich schon lange nicht mehr gelesen, es ist schon seit jahrzehnten so das der vater oder der bruder mit der tochter/schwester sich beschäftigt und die mama nichts sagt, da sie es nicht anderst kennt. gewalt ist nicht angeboren aber sie kennen es mit dem alter von einem jahr schon und egal ob junge oder mädchen es gibt länder da ist es noch viiiiiel schlimmer. z.b. mit der verstümmelung der genitalien weil sie keine lust entfinden darf oder die zwangsweise beschneidung von jungen wegen der religion, die welt ist scheiße in der karibik oder in europa oder in afrika das spielt keine rolle denn es gibt nur eins was hilft und das ist GELD! nicht meine meinung aber leider ist es so.

Tobias M. hat gesagt…

Lieber Leser (anonym),
dass die Situation in anderen Ländern noch schlechter ist, macht sie in der RD nicht besser. Grundsätzlich sollten sich die Menschen am "Besseren" orientieren und nicht Trost darin finden, dass es in einem anderen Teil der Erde noch viiiiiel schlimmer ist, oder etwa nicht?