08 März 2012

"Geschlechtsspezifische Gewalt in der Dom. Republik ist schlimmer als Krieg!"

Reportage.

Die Geschlechtsspezifische Gewalt in der Dominikanischen Republik verursachte mehr Opfer als der Terror-Krieg der ETA für die Unabhängigkeit des Baskenlandes in Spanien.



Journalistin Leisy Torres fasst einige Daten und Berichte zusammen und warnt vor den fürchterlichen Langzeitfolgen durch diese Schande in der dominikanischen Gesellschaft.
Tatsächlich wurden zwischen 2000 bis 2011 offiziell 2.168 Frauen von ihren Partnern oder ehemaligen Partnern in der Dom. Rep. getötet. Diese Zahl ist fast verdreifach so groß wie die Zahl der Opfer durch den ETA-Terror, welcher in den letzten 43 Jahren 829 Todesopfer in Spanien forderte.

Alleine in der ersten Hälfte des Jahres 2011 erhielt die dominikanische Staatsanwaltschaft 20.262 Berichte von Übergriffen gegen Frauen und Mädchen.
Im Jahr 2010 wurden landesweit über 62.000 Beschwerden von Frauen und Mädchen wegen sexueller Nötigung oder sexuellen Missbrauchs in der Dom. Rep. gemeldet. Die Dunkelziffer, so sind sich Experten einig, ist um ein vielfaches höher. Betroffene sagen, dass viele Frauen die Vergewaltigung aus Scham und aus Angst um ihr Leben verschweigen.

Lourdes Contreras, zuständig für Geschlechtsspezifische Gewalt am Technologischen Institut von Santo Domingo (INTEC), erklärte, dass die Gewalt von schwerer Körperverletzung als solches, bis zum psychologischem Druck und Diskriminierung reichen und betrachtet werden müssen. Nicht selten führen sie zu Suiziden.
Aus ihrer Sicht hat das Land keine Fortschritte bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in den letzten Jahren gemacht. Alleine das Bewusstsein und die öffentliche Wahrnehmung sind gestiegen, da viele erkannt haben, dass diesem schändlichen entgegengewirkt werden muss.
Jenseits der Justiz muss zur Lösung des Problems in breiteren Dimensionen das Gesundheitssystem integriert werden, sowie das Thema auch in den Schulen als Gegenstand eines pädagogischen Weges der Aufklärung näher gebracht werden sollte, so die Expertin.

Die Direktorin des Instituts für Forschung und Ausbildung zum Thema Gewalt und Familie an der Autonomen Universität von Santo Domingo (UASD), Agnes Mirqueya Mateo Perez, erklärte, dass Frauen zur Zielscheibe von Wut, Frustration und der Unfähigkeit einiger Menschen, die von der Gesellschaft erwarten, dass ihre Bedürfnissen erfüllt werden, geworden sind.

Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet und systematisch, behauptet Frau Mateo Perez. Es ist eine unsichtbare Macht, die Opfer zum Schweigen bringt, Angst und Schuldgefühle verbreitet, um das Leben der Frauen zu zerstören und zu verhindern, dass sich Frauen weiter und besser entwickeln.
Angefangen von der Kontrolle über den Körper über die emotionale Zerstörung bis zum Tod erreicht dieses Phänomen eine gesellschaftliche Dimension, die alles durchdringt, erklärt die Fachfrau.

Die Expertinnen befürworteten ein Modell der effektiven Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Dies ist ein Fall für die gesamte Gesellschaft einschließlich aller Institutionen und Nicht-Regierungs-Organisationen.

Die internationale Forscherin auf dem Gebiet Geschlechtsspezifische Gewalt, Ana Carcedo, macht Druck und sagt, dass durchdingende, effektive und nachhaltige Maßnahmen im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen eingeführt werden müssen. Die Uhr tickt in dieser Region der Welt (Zentralamerika und der Dominikanischen Republik), weil die steigende Zahl der Frauenmorde gestoppt werden muss, so die Expertin. 
Carcedo empfiehlt die Etablierung von Interventions-Protokollen und Maßnahmenplänen, um eine Reaktion der Polizei und Justiz zu gewährleisten. In diesen Prozess müssen die Familien eingebunden werden, fügte sie an.

Ein Schicksal, das stellvertretend für hunderte oder gar tausende die Abscheulichkeiten aufzeigt: Mit nur sieben Jahren wurde das Mädchen, das wir Yeni nennen, missbraucht. Mit aller Rohheit vergewaltigte sie der eigene Schwager, der Ehemann ihrer Schwester. Bis heute, da Yeni 16 Jahre wurde, hat sie diesen Missbrauch nie vergessen können, er ist in ihrem Bewusstsein nicht zu löschen.
Ihre Scham war derart groß, dass sie lange keine Kontakte zu Partnern suchte. Mittlerweile fühlt sie sich zu Frauen hingezogen, weil sie den Schmerz, den ihr ein Mann zuzog, nicht überwinden kann.
Die Trauer in Ihren Augen, als sie Leisy Torres ihre Geschichte des Leidens erzählt, ist fühlbar groß und doch unermesslich.

Yeni ist nur eines von tausenden Schicksalen voll Leid und Schmerz sowie zerstörten Seelen, die in der Dominikanischen Republik täglich noch immer zunehmen.

1 Kommentar:

Jürgen hat gesagt…

Sehr passend dieser Artikel zum "Internationalen Frauentag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden" der heute "gefeiert" wird.