12 März 2013

Fercelina und Falco (9.Teil) aus Christian Hugos "Gringostorys"

9. Teil

Die folgende Erzählung ist Christian Hugos Buch "Gringostorys aus der Karibik I " entnommen und wird täglich als Fortsetzungsgeschichte veröffentlicht, exklusiv für unseren Blog.

Alle 10 Erzählungen spielen in der Dominikanischen Republik. Der Band kann im Buchhandel oder bei Amazon bezogen werden. C.H. arbeitet regelmäßig als Lektor und als gelegentlicher Kolumnenschreiber für unseren Blog.

Fercelina und Falco (9.Teil)

Beim Baseballspiel lernte er geduldig und tolerant sein gegenüber denjenigen, die das Spiel abgöttisch liebten, und das taten Fercelinas Papa und ihre Brüder nun einmal. Sie taten alles, um in Falco Zuneigung zu diesem Spiel zu entfachen. Er ging zwar scheinbar darauf ein, aber in Wirklichkeit war er in Gedanken bei Fercelina, die er nach der ersten gemeinsamen Nacht schon fast auswendig kannte. Irgendwie war das Abenteuerliche verflogen. Marisa zu erobern, das wäre es gewesen, aber schließlich stammte er aus einer zivilisierten Welt. Das tat man einfach nicht! Seine Frau betrügen war, seiner Meinung nach, längst kein Sakrileg mehr. Was statistisch gesehen die Mehrheit tat, konnte so abgrundtief schlecht nicht sein, redete er sich ein.

Als das Spiel beendet war, glaubte er einen Modus Vivendi gefunden zu haben und das hieße: Fercelina und ihre Familie unterstützen, wo und wann immer nur möglich und eben nur mit den ihm zum jeweiligen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Mitteln. Punktum. So einfach war das. Fercelina sollte ihn, wann immer er konnte und wollte, in einer Cabana treffen. Dort würde er Sex haben, wie einst, als seine Frau noch bereit war, sich ihm jederzeit hinzugeben. Das war lange her.

Er fuhr gegen Abend los, Fercelinas Mutter an Bord. Sie mochte vielleicht so alt wie seine Frau gewesen sein, sah aber aus wie seine eigene Mutter mit Mitte siebzig, sprach unaufhörlich auf ihn ein, er verstand kaum etwas, drückte ihr in Jamao 1000 Pesos in die Hand für Arzt und Apotheke, dann fuhr er seltsam befreit in Richtung Heimat.

Morgen Abend würde er seine Gattin bei Caribetours in Charamicos vom Bus abholen und er freute sich auch auf sie. Er freute sich darauf, mit ihr essen zu gehen, mit ihr über die vielen Freunde, die neuen und alten, zu sprechen, ihre Hauserweiterungsmaßnahmen zu diskutieren und ihre Gartenverschönerungsaktionen zu hinterfragen. Sie fühlten sich beide sehr wohl auf Hispaniola und konnten sich ein Leben in der Heimat eigentlich nur noch schwerlich vorstellen.

In dieser gelösten Stimmung aber hundemüde fuhr er über die Lajas in seine Garage. Alle Tore öffneten und schlossen sich automatisch hinter ihm. Er genoss den Luxus einer Villa in der Gated Community „Hispaniola“, wo Gutverdienende aus aller Welt unter sich waren. Ob sie ihr Geld redlich oder nicht verdient hatten, war ihm egal. Nächste Woche wäre ihr dreißigster Hochzeitstag…(Letzter Teil folgt)

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